Niesen als natürlicher Reflex
Den Niesreflex zu beeinflussen ist nicht möglich. Das liegt daran, dass es eine automatische Reaktion des Körpers ist, die unwillkürlich gesteuert wird. Reizt etwas die Nasenschleimhaut (beispielsweise Staub, Schmutz oder kleine Insekten), wird das Signal — so vermuten Wissenschaftler —an ein sich im Rückenmark befindendes Nieszentrum weitergeleitet. Hier findet dann die Verarbeitung der Reize, die von der Nasenschleimhaut kommen, statt. Als Folge daraus müssen Sie niesen.
Aufgepasst!
Da Niesen ein Schutzreflex ist, lässt er sich nicht unterdrücken, er ist aber beeinflussbar. Zwar ist es in manchen Situationen oft unangenehm, aber die negativen Folgen beim Beeinflussen des Reflexes können schwerwiegend sein. Beim Niesvorgang entsteht nämlich ein großer Luftdruck. Wenn die Luft dann nicht durch Mund und Nase hinausbefördert werden kann, weicht der Luftstoß in andere Körperbereiche, wie beispielsweise die Ohren oder das Gehirn aus. Als Folge daraus platzt möglicherweise das Trommelfell. In ganz seltenen Fällen kommt es zu einem Hörverlust oder einer Hirnblutung.
Niesen muss jeder Mensch ab und zu. Aber warum reagieren manche sofort mit einem kräftigen „Hatschii“, wenn sie in die Sonne oder anderes helles Licht blicken? Das wurde bis heute noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt aber einige Ansätze, die erklären, wo der photische Niesreflex seinen Ursprung haben könnte.
Ist der Drillingsnerv verantwortlich für den photischen Niesreflex?
Wissenschaftler gehen davon aus, die Vererbung spiele bezüglich des photischen Niesreflexes eine große Rolle. Die gängigste Theorie ist dabei, dass der Sehnerv bei den Betroffenen ungewöhnlich nah am Nervus trigeminus, dem sogenannten Drillingsnerv, liegt. Dieser Nerv, auch als fünfter Gehirnnerv bekannt, leitet Berührungsreize zum Gehirn weiter und ist neben dem Schmerzempfinden am Kopf auch für Gesichtsbewegungen und Schleimhäute zuständig.
Die drei Äste des Nervs unterteilen sich in:
- Augenast
- Oberkieferast
- Unterkieferast
Gelangt Licht in das Auge, führt das normalerweise zu einer Reizung Augenastes. Bei einigen Menschen — und hier kommt die Vererbung ins Spiel — wird fälschlicherweise der Oberkieferast gereizt. Dieser zweite Ast ist entscheidend an der Ausführung des Niesreflexes beteiligt. Wenn das der Fall ist, findet der photische Niesreflex statt, sobald Licht ins Auge gelangt.
Eine parasympathische Reaktion: Der photische Niesreflex
Eine andere Theorie beruht darauf, dass eine Reaktion des Parasympathikus den photischen Niesreflex auslöst. Das parasympathische Nervensystem ist an den unbewussten Aktionen in unserem Körper beteiligt (etwa Verlangsamung der Atmung oder Herzfrequenz). Wissenschaftler vermuten den Auslöser für diese Reizung des Parasympathikus im Lichteinfall. Das heißt, dass bei einigen parasympathischen Reizen unbewusst eine bestimmte Reaktion ausgelöst wird. Blendet beispielsweise die Sonne Ihre Augen, gibt der Parasympathikus automatisch den Befehl, Tränenflüssigkeit zu bilden, um das Auge vor einer Austrocknung zu schützen. Wenn diese Reaktion sehr stark ausgeprägt ist und auch die Nasenschleimhaut miteinbezieht, dann führt das unter Umständen zum photischen Niesreflex.
Schon gewusst?
Es gibt Menschen, die häufiger zu parasympathischen Reaktionen neigen. Dazu zählt beispielsweise eine vermehrte Speichelproduktion. Zudem vermuten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen allergischen Reaktionen und dem Auftreten des photischen Niesreflexes.
Ist der photische Niesreflex gefährlich und kann er behandelt werden?
Die Mehrheit der Menschen mit photischem Niesreflex niest maximal dreimal in einem Zeitraum von höchstens 20 Sekunden.1 Da Niesen auch eine natürliche Schutzfunktion des Körpers ist, birgt der Licht-Nies-Reflex kaum Risiken.
Lediglich für Menschen, die im Straßen- oder Luftverkehr arbeiten, kann der photische Niesreflex gefährlich werden. In unübersichtlichen Verkehrssituationen hat das unter Umständen fatale Auswirkungen, da die Betroffenen für einige Sekunden abgelenkt sind und sich nicht hundertprozentig konzentrieren können.
Zum photischen Niesreflex gibt es bis heute kaum handfeste wissenschaftliche Erkenntnisse. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass die Forschung aufgrund des geringen Krankheitswertes kaum vorangetrieben wird.