Wie riecht die Welt?


Aber nicht nur um die feinen Nuancen in Wein oder Whisky wahrzunehmen, ist eine gute Nase wichtig. Menschen, die in ihrem Riechvermögen schon einmal eingeschränkt waren, beispielsweise während einer starken Erkältung, wissen, wie sehr die Lebensqualität leiden kann. Nicht nur das: Es kann sogar gefährlich werden, wenn die Nase kaum noch Gerüche wahrnimmt. Verdorbene Lebensmittel oder Brandgeruch werden unter Umständen gar nicht oder zu spät erkannt. Riechstörungen können in Folge von Infekten wie einer Grippe, einer Nasennebenhöhlenentzündung oder auch nach Zahninfektionen auftreten. Anatomische Gründe wie Polypen oder eine schiefe Nasenscheidewand sind ebenfalls Auslöser für einen verminderten Geruchssinn. Die gute Nachricht: Es gibt sehr gute Chancen, den Geruchssinn zu regenerieren. Selbstverständlich sollten dafür Krankheiten oder andere körperliche Einschränkungen zuerst behandelt werden. Anschließend kann das Geruchs-Training beginnen.

Gut zu wissen:

Die Riechsinneszellen erneuern sich regelmäßig. Daher kann der Geruchssinn mit einfachen Übungen verbessert werden.

Wieso kann der Geruchssinn verbessert werden?


Ein tägliches Training kann die Nase verbessern. Warum? Zum einen regenerieren sich die Riechsinneszellen der Nase ständig. Mit einem gezielten Training lässt sich die Neubildung der Sinneszellen anregen, so dass Gerüche besser wahrgenommen werden können. Zum anderen sorgt die ständige Konfrontation mit Duftstoffen dafür, dass die Geruchsinformationen im Gehirn besser ausgewertet werden können. Das Gehirn wird also sensibler und kann mit der Zeit immer feinere Nuancen unterscheiden.

An die Nase, fertig, los: Den Geruchssinn trainieren


Eine feine Nase steigert die Zufriedenheit und das Lebensgefühl. Daher ist es äußerst lohnenswert, den Geruchssinn zu verbessern.

Stufe 1: Intensive Gerüche wahrnehmen

Das benötigen Sie für Ihr Training:

  • Zu Beginn vier verschiedene, intensiv riechende Duftstoffe. Vorschlag: Kaffee, Zwiebeln, Gewürznelken und ätherisches Öl in den Duftrichtung Rose, Eukalyptus oder Limone. Je intensiver der Geruch, desto besser für das Training.
  • Einmachgläser, in denen Sie Ihre Duftproben gut verschlossen aufbewahren können.
  • Täglich zehn Minuten Zeit.

Haben Sie Ihre vier Geruchsstoffe ausgewählt, schnuppern Sie nun täglich zweimal – einmal morgens, einmal abends – für 15 Sekunden an jeder Probe. Konzentrieren Sie sich genau auf den Duft. Was können Sie wahrnehmen? Stellen Sie sich zu den Gerüchen auch immer ein Bild vor. Riechen Sie am Rosenwasser, rufen Sie sich eine Rose vor Ihr inneres Auge. Wiederholen Sie in Gedanken das Wort „Rose“. Wenn Sie Gerüche bewusst mit Gedanken und Wörtern verknüpfen, kann sich Ihr Gehirn den passenden Geruch dazu besser merken. So verfahren Sie mit allen vier Düften.

Tipp:

Vermeiden Sie es, beim Riechen tiefe Atemzüge zu nehmen. Schnuppern Sie lieber schnell an den Proben, das ist effektiver.

Damit sich Ihr Gehirn und Ihre Nase auf das Training einstellen können, braucht es etwas Zeit. Daher sollten Sie möglichst über vier Monate hinweg täglich trainieren. Beobachten Sie, ob Sie Verbesserungen in Ihrem Geruchsempfinden bemerken. Wenn ja, können Sie zur nächsten Übungsstufe wechseln.

Stufe 2: Feintraining

Haben Sie eine Verbesserung Ihres Riechempfindens bemerkt? Im nächsten Schritt können Sie nun immer mehr Gerüche in Ihr Repertoire aufnehmen. Dabei dürfen die Düfte nun auch feiner werden. Vanille, Kakao, Seife, Zimt, Ananas oder Orangensaft sind nur einige Bespiele, die geeignet sind. Sie können sich nun auch an Düfte wagen, die nahe beieinanderliegen. Zitrone, Limone, Orange und Grapefruit beispielsweise.

Stufe 3: Blindtraining

Für die dritte Trainingsstufe brauchen Sie eine Person, die Ihnen die Duftproben reicht. Jetzt geht es darum, auch mit geschlossenen Augen, Düfte zu identifizieren. Zunächst können Sie Düfte auswählen, die gut zu unterscheiden sind, mit etwas Übung können Sie sich an Gerüche wagen, die eng beieinanderliegen. Wenn Sie mit geschlossenen Augen Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren unterscheiden können, ist Ihre Nase wieder in bester Form!

Mit Riechstörungen zum Arzt


Bei starken Riechstörungen ist der Gang zum HNO-Arzt angebracht. Er kann mit einem Test genau bestimmen, wie stark die Einschränkung des Geruchssinns ist. Mit Riechstiften, an denen der Patient schnuppert, bestimmt der Arzt den Schweregrad der Störung. Eine Nasenspiegelung ermöglicht es ihm, in die Nase zu blicken und die Ursache für die Riechstörung herauszufinden.

Zudem bieten einige Praxen ein Riechtraining mit Riechstiften an, das ähnlich zu dem oben beschriebenen Test abläuft. Die Stifte sind mit verschiedenen Düften unterschiedlicher Intensität gefüllt. Der Patient schnuppert an den Stiften über mehrere Monate hinweg morgens und abends, um seinen Geruchssinn zu trainieren.

5 Tipps für Ihren Geruchsinn


Im Laufe des Lebens wird der Geruchssinn immer schlechter. Das ist ein natürlicher Vorgang, da immer mehr Riechzellen abgebaut werden. Trotzdem können Sie einiges tun, um Ihren Geruchssinn fit zu halten:

  1. Rauchen Sie nicht! Zigarettenrauch ist der größte Feind einer feinen Nase, denn er betäubt den Geruchssinn.
  2. Halten Sie Ihre Nase feucht. Luftbefeuchter oder ein befeuchtendes Nasenspray verhindern, dass die Nasenschleimhaut austrocknet. Eine feuchte Nasenschleimhaut kann Gerüche besser aufnehmen.
  3. Vermeiden Sie Alkohol. Auch Alkohol verändert den Geruchssinn, da er die Sinne überlagert.
  4. Machen Sie Sport. Neben unzähligen positiven Auswirkungen auf Ihren Körper wird durch Sport auch der Geruchssinn stimuliert, da die Schleimhäute besser durchblutet werden.
  5. Lassen Sie Allergien behandeln. Allergien wie Heuschnupfen lassen Ihre Schleimhäute anschwellen, der Geruchssinn kann dadurch stark beeinträchtigt werden.

Den Geruchssinn fit zu halten ist nicht nur nützlich, sondern macht auch Spaß. Probieren Sie es aus!

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Dr. Sabrina Mihlan Dr. Sabrina Mihlan hat sich schon während ihres Biologiestudiums besonders für die humanmedizinischen Themen interessiert. Daher spezialisierte sie sich auf Heilpflanzen und klinische Biochemie. Nach ihrer Promotion an der Universität Würzburg startete sie 2015 ihr Volontariat bei kanyo® und bereitet dort bis heute Themen aus Gesundheit und Medizin verständlich und übersichtlich für Sie auf. Dr. Sabrina Mihlan Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren