Wie unsere Stimme entsteht


Ohne Luft würde das Sprechen nicht funktionieren. Wer einen Ton von sich geben möchte, muss zunächst einatmen. Die Luft strömt über die Luftröhre in die Lunge und versorgt den Körper mit lebenswichtigem Sauerstoff. Um einen Laut zu erzeugen, muss die Luft aus den Lungen wieder nach oben in Richtung Hals gepresst werden. Dort befindet sich der Kehlkopf, der mit zwei winzigen Stimmlippen ausgestattet ist. Diese können sich mit Hilfe von Muskeln und Knorpeln öffnen und schließen. Der Spalt zwischen den Stimmlippen nennt sich Stimmritze. Atmen wir ein, ist sie weit geöffnet, atmen wir aus, schließt sie sich und der Luftstrom wird durch die Stimmritze gepresst. Das versetzt die Stimmlippen in Schwingung, sie öffnen und schließen sich blitzschnell.

Umso schneller die Stimmlippen schwingen, desto höher ist der Laut, den sie erzeugen. Die Geschwindigkeit ist abhängig von Länge und Dicke der Stimmbänder. Kräftige Bänder arbeiten eher langsam, kleinere dagegen schneller. So schwingen die größeren Stimmlippen von Männern durchschnittlich 120 Mal pro Sekunde, die kleineren von Frauen rund doppelt so schnell.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb andere Menschen Ihnen anmerken, ob es Ihnen gut oder schlecht geht? Das liegt unter anderem an der Spannung Ihrer Stimmlippen. Je angespannter die Stimmlippen sind, desto höher klingt die Stimme. Sind wir niedergeschlagen, sind alle Muskeln im Körper schlaffer als sonst und mit ihnen auch die Stimmlippen. Die Stimme klingt eher tief und traurig. Haben wir gute Laune, spannen sich die Muskeln inklusive Stimmlippen an und die Stimme klingt hoch und fröhlich.

Die Stimmlippen können auch überanstrengt werden. Das ist häufig bei Sängern, Rednern oder anderen Personen, die viel und laut sprechen, der Fall. Durch die permanente Überlastung entzünden sich die Stimmlippen und schwellen an. Sie schwingen daraufhin nur noch unregelmäßig und die Stimme wird kratzig, heiser oder rau.

Was hat die Nase mit der Sprechfunktion zu tun?


Wären nur die Stimmlippen am Sprechvorgang beteiligt, würde uns niemand verstehen. Denn der Ton, der hier gebildet wird, ist der sogenannte Primärton – ein ganz leises Geräusch, das für Menschen nicht hörbar ist. Diesen Ton verstärkt der Resonanzraum. Ähnlich wie bei einer Trommel, deren Hohlkörper die Lautstärke steigert und für einen volleren Klang sorgt. Der Resonanzraum sitzt im Kopf, vor allem in den Nasenhöhlen, aber auch in den Wangen und unter dem Schädeldach. Diese Hohlräume sorgen dafür, dass die Stimme kraftvoller wird.

Es gibt auch Laute, die vorrangig in der Nase entstehen. Dazu zählen die Konsonanten „[m]“ und „[n]“ und die Kombination „[ng]“. Sprechen wir diese Laute aus, beteiligt sich das sogenannte Gaumensegel an dem Stimmbildungsprozess. Es kann die Öffnung zwischen Rachen- und Nasenraum verschließen, sodass der Ton nicht aus dem Mund kommen kann, sondern in Richtung Nase umgeleitet wird, wo er schließlich auch entsteht. Das Gaumensegel benötigen wir auch zum Schlucken. Es sorgt dafür, dass Flüssigkeit oder Nahrung nicht in die Luftröhre, sondern in die Speiseröhre gelangt.

Weshalb wir manchmal durch die Nase sprechen


Sind wir stark verschnupft, wird es schwierig, die durch die Nase gesprochenen Buchstaben auszusprechen, da der Nasenraum verstopft ist. Mediziner sprechen hier vom geschlossenen Näseln. Die Buchstaben entweichen dem Mund und werden aufgrund der Fehlleitung klanglich verfälscht. Das „M“ wird plötzlich zum „B“ und das „N“ hört sich wie ein „G“ an.

Anders beim sogenannten offenen Näseln: Hier schließt das Gaumensegel die Mundhöhle nicht vollständig gegen den Nasenraum ab. Was zur Folge hat, dass bei allen Lauten zu viel Luft durch die Nase entweicht und die Stimme dadurch auffällig gedämpft wird.

Wie funktioniert das Sprechen von Worten?


Um ganze Wörter aussprechen zu können, braucht es mehr als Kehlkopf und Nase: Der Mund muss die einströmende Luft verändern. Hier kommen Kiefer, Gaumen, Zähne, Zunge und Lippen zum Einsatz. Je nachdem, welcher Laut gebildet werden soll, bauen wir unterbewusst verschiedene Hindernisse im Mund auf, die vom Luftstrom überwunden werden müssen. So schließen wir für den Buchstaben „B“ beispielsweise die Lippen, für ein „U“ stülpen wir die Lippen nach vorne und der Zungengrund wölbt sich stark nach hinten oben.

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Sandra Stöckl-Bayerlein Neben der Medizin schlägt Sandra Stöckl-Bayerleins Herz auch fürs Texten: Deswegen war es wenig überraschend für ihr Umfeld als sie an ihr Studium der Zahnmedizin noch ein Medizinjournalismus-Studium anschloss: Auf diesem Weg verschaffte sie sich alle Kenntnisse, die ein erfolgreicher Online-Redakteur im medizinischen Bereich haben muss. Für kanyo® arbeitete sie von 2015 bis 2020. Sandra Stöckl-Bayerlein Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren