Häufig gestellte Fragen zu Riechstörungen

Was genau ist eine Riechstörung?

Ein eingeschränkter oder totaler Verlust des Geruchssinns sowie eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen werden als Riechstörungen bezeichnet.

Welche Ursachen kommen bei Riechstörungen in Frage

Zwei Hauptursachen sind bekannt:
Entweder die Gerüche erreichen die Riechzellen aufgrund von Erkrankungen der Nase oder Nasennebenhöhlen nicht oder
der Geruchseindruck wird nur unzureichend zum Gehirn weitergeleitet beziehungsweise von diesem verarbeitet.

Kann man Riechstörungen behandeln?

Oftmals sind Riechstörungen behandelbar. Dazu muss die Ursache herausgefunden und durch eine gezielte medikamentöse oder operative Therapie beseitigt werden.

Symptome für eine Riechstörung (Dysosmie): Unterschiedliche Ausprägungen sind möglich


Einen vollständigen Geruchsverlust bemerken Betroffene recht schnell. Oftmals entwickeln sich die Verschlechterungen jedoch schleichend. So wird es einigen Betroffenen erst nach einiger Zeit bewusst, dass sie schlechter riechen. Sind es zarte Düfte, etwa von Zimt oder Vanille, die nicht mehr wahrgenommen werden, dann fällt das weniger auf. Riecht selbst ein frisches Brot oder eine aufgeschnittene Orange nach nichts mehr, wird das relativ schnell bemerkt. Parallel zu dem verminderten Geruchssinn verschlechtert sich der Geschmackssinn meist mit. Denn die Aromen in unserem Essen nehmen wir nicht direkt mit der Zunge wahr, sondern vornehmlich über unsere Geruchsrezeptoren in der Nase. Einen wirklichen Aufschluss darüber, ob und wie stark der Geruchssinn eingeschränkt ist, verrät ein Test beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO-Arzt).

Unterscheidung nach Ort der Entstehung: Was sind die Ursachen für eine Riechstörung?


Eine weitere Einteilung der Geruchsstörungen berücksichtigt die Ursache: Liegt der Grund direkt in der Nase (sinunasal) oder werden die Riechsignale nicht richtig an das Gehirn weitergleitet beziehungsweise verarbeitet (sensorineural)?

Sinunasale Riechstörungen haben ihren Ursprung in einer Erkrankung der Nase oder der Nasennebenhöhlen. Die Duftstoffe können erst gar nicht zu den Riechsinneszellen durchdringen, da der Weg dorthin versperrt ist. Riechsinneszellen befinden sich im oberen Drittel der Nasenhöhle, in der sogenannten Riechschleimhaut (Riechepithel). Die Duftstoffe müssen also zunächst über die Nase und die Nasengänge bis zur Riechschleimhaut vordringen, damit sie erkannt werden können.

Zwei Ursachen sind dafür bekannt, den Weg der Duftmoleküle zu behindern:

Bei der ersten möglichen Ursache kann die Schleimhaut der Nase angeschwollen sein, so dass der Weg für die Duftmoleküle versperrt ist. Grund dafür können entzündliche Erkrankungen wie eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder eine Allergie sein.

Die zweite Ursache bezieht sich auf anatomische Gründe, beispielsweise eine Nasenscheidewandverkrümmung oder Polypen, die in den Nasennebenhöhlen wachsen. Auch Hormonumstellungen die in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren stattfinden, haben Einfluss auf die Schleimhäute, sodass diese trocken werden und leichter anschwellen.

Die Folge: eine sinunasale Riechstörung. Bei sensorineuralen Riechstörungen gelangen die Duftstoffe zwar bis zu den Riechsinneszellen, danach wird der Reiz aber nicht mehr korrekt weiterverarbeitet. So kann die Riechschleimhaut, in der die Riechsinneszellen liegen, defekt sein. Zu wenig Riechsinneszellen, zum Beispiel bei höherem Lebensalter oder infolge von Verletzungen sind mögliche Gründe. Auch die Signalweiterleitung von den Riechsinneszellen zum Gehirn kann durch Nervenschädigungen unterbrochen sein.

Letztendlich muss der Riecheindruck im Gehirn verarbeitet werden. Auch hier können Fehler auftreten, zum Beispiel aufgrund eines Schädeltraumas oder von Nervenerkrankungen wie Morbus Parkinson oder Multipler Sklerose. Schließlich gibt es auch Fälle, in denen die Ursache für die Riechstörung nicht eindeutig herauszufinden ist. Generell sind sinunasale Gründe weitaus häufiger für eine Riechstörung verantwortlich. Vor allem ältere Menschen leiden unter einem schlechten Geruchssinn, denn das Riechvermögen nimmt im Alter natürlicherweise immer weiter ab. Riechsinneszellen gehen mit der Zeit nach und nach verloren, weswegen der Geruchssinn immer weiter eingeschränkt ist. Zudem sind Erkrankungen, die vor allem ältere Menschen betreffen, zum Beispiel Alzheimer, Auslöser dafür, dass der Geruchssinn verloren geht.

Tipp: Geruchssinn trainieren

Die gute Nachricht für alle, die einen eingeschränkten Geruchssinn haben: Der Geruchssinn lässt sich durch gezieltes Training verbessern! Lesen Sie hier, wie das geht.

Alle Arten im Überblick


Mediziner unterscheiden verschiedene Formen von Riechstörungen (Dysosmien): Der Geruchssinn kann verloren gehen (Anosmie), Gerüche werden falsch wahrgenommen (Parosmie) oder die Nase ist gar überempfindlich (Hyperosmie).

Folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die Arten der Riechstörungen:

Scroll Table
Art der Riechstörung (Dysosmie)Bezeichnung der RiechstörungSymptome
Veränderte Wahrnehmung von Gerüchen (qualitative Riechstörung)ParosmieDuftstoffe werden falsch wahrgenommen
PhantosmieDuftstoffe werden wahrgenommen, obwohl keine vorhanden sind
KakosmieAngenehme Gerüche werden als unangenehm empfunden
Eingeschränkte oder gesteigerte Wahrnehmung von Gerüchen (quantitative Riechstörung)AnosmieGeruchssinn ist komplett verloren
HyposmieGeruchssinn ist vermindert
HyperosmieGeruchssinn ist überempfindlich

Interessant: Ein normal funktionierender Geruchssinn wird als Normosmie bezeichnet.

Qualitative Riechstörungen: Parosmie, Kakosmie und Phantosmie

Bei einer qualitativen Riechstörung nimmt der Betroffene Gerüche anders wahr als Menschen, die nicht an einer Riechstörung leiden. Wer beispielsweise statt des vertrauten Kaffeeduftes einen unangenehmen Jauche-Geruch bemerkt, der könnte an einer Parosmie leiden. Bei dieser Riechstörung empfinden Betroffene alltägliche Düfte verändert. Oft klagen sie darüber, dass sie Gerüche nach:

  • Teer,
  • Schwefel,
  • faulem Fleisch
  • oder verbrannten Gegenständen anstatt des eigentlichen Geruchs ausmachen.

Der genaue Grund für die falsche Geruchswahrnehmung ist noch ungeklärt. In einigen Fällen kann eine Erkrankung im Mund wie faule Zähne oder eine abnorme Gärung im Magen dafür sorgen, dass man die an diesen Stellen entstehenden Zersetzungsgerüche riecht. Kann das als Ursache festgemacht werden, ist die Parosmie nur vorübergehend.

Ähnlich verhält es sich mit der Kakosmie. Betroffene ordnen hierbei jeden angenehmen Duft als übelriechend ein. Daher bezeichnet man die Erkrankung auch als „Fehlriechen“. Hormonumstellungen und altersdegenerative Vorgänge sind mögliche Gründe für diese Riechstörung, daher sind Schwangere und ältere Menschen besonders häufig betroffen. Auch die Phantosmie zählt zu den qualitativen Riechstörungen und umfasst all diejenigen Personen, die sich Gerüche einbilden, obwohl gar keine entsprechende Duftquelle vorhanden ist. Meistens tritt diese Erkrankung infolge eines Traumas auf.

Quantitative Riechstörungen: Anosmie, Hyposmie und Hyperosmie

Wer an einer quantitativen Riechstörung leidet, der nimmt Gerüche verstärkt, vermindert oder gar nicht wahr. Die verstärkte Auffassung von Gerüchen nennt man Hyperosmie, sie kann bereits bei den alltäglichsten Düften auftreten. Blumenduft und Tabakrauch beispielsweise werden von Betroffenen so eindringlich gerochen, dass sie davon:

  • Kopfschmerzen,
  • starkes Herzklopfen,
  • Übelkeit
  • oder Asthma bekommen können.

Eine mögliche Ursache dafür können Veränderungen in der Nase sein, die eine herabgesetzte Reizschwelle verursachen. Dadurch wird dann die Riechempfindlichkeit überproportional erhöht.

Während bei der Hyposmie das Riechvermögen vermindert ist, leiden Personen, die an Anosmie erkrankt sind, an einem kompletten Geruchsverlust. Diese Riechstörung ist für Betroffene besonders schwer zu ertragen: Keine Gerüche zu bemerken, heißt auch, jedes Essen schmeckt fad. Das liegt daran, dass die Nase maßgeblich mit an der Geschmackswahrnehmung beteiligt ist. Beim Kauen steigen Aromamoleküle von der Mundhöhle in die Nase, wodurch sich der Geschmack einer Mahlzeit erst vollständig entfaltet.

Genau wie Riechstörungen, kann auch die Anosmie dadurch entstehen, dass die Duftmoleküle nicht zu den Riechsinneszellen durchdringen oder der Geruchseindruck nicht verarbeitet wird.

Rauchfrei: So erhalten Sie Ihren Geruchssinn

Tabak – egal ob geraucht oder gekaut – wirkt sich negativ auf den Geruchssinn aus. Wollen Sie also Ihre Riechfähigkeit verbessern oder lange erhalten, verzichten Sie besser auf Zigaretten und Co.

Leben mit einer Dysosmie: Die Folgen


Eine dauerhafte Einschränkung des Geruchssinns kann zu einer großen Belastung werden. Nicht nur die angenehmen Gerüche und damit auch Geschmacksaromen bleiben Betroffenen vorbehalten, auch verdorbene Lebensmittel werden unter Umständen nicht mehr erkannt und trotzdem verzehrt – Lebensmittelvergiftungen können die Folge sein.

Auch Körpergeruch kann nicht mehr vollständig wahrgenommen werden, was bei Betroffenen zu Unsicherheiten in Kontakt zu anderen Menschen führt. Dies kann zu einer sozialen Isolation führen. Noch dazu geht für Betroffene ein Stück Genuss und Lebensfreude verloren – der Geruch des eigenen Kindes, von Blumen oder frisch gebackenen Brötchen – all das kann nicht mehr gerochen werden. In der Folge leiden Menschen mit einer Geruchsstörung nicht selten unter Depressionen.

Aber viel schlimmer und gefährlicher noch: die Nase kann ihre Warnfunktion nicht mehr erfüllen. Rauch oder austretende Gase werden von Betroffenen nicht mehr erkannt, wodurch sie nicht rechtzeitig vor einer Gefahrenquelle flüchten können.

Riechtests beim Arzt: Ist das Vanille oder Zimt?


In HNO Arztpraxen steht ein standardisiertes Verfahren zur Messung der Riechfähigkeit zur Verfügung. Es lässt eine objektive Beurteilung zu und ist für Arzt und Patient unkompliziert durchzuführen. Für den Test werden dem Patienten Riechstifte, auch Sniffin-Sticks genannt, für drei Sekunden unter die Nase gehalten. Die Riechstifte sind mit unterschiedlichen Gerüchen gefüllt, die von den Patienten erkannt werden sollen. Geruchsstoffe wie Vanille, Pfefferminz, Zimt oder Terpentin gehören dazu.

Der Test erfolgt in zwei Stufen:

  1. Identifikationstest: Der Patient bekommt zwölf Stifte mit unterschiedlichen Gerüchen zum Riechen. Zwischen vier Antwortmöglichkeiten soll er den richtigen Geruch auswählen.
  2. Diskriminationstest: Hier wird einerseits die Geruchsschwelle bestimmt. Dafür bekommt der Patient Riechstifte mit unterschiedlichen Konzentrationen eines stechend riechenden Alkohols (n-Butanol) zum Test. Der Arzt hält fest, ab welcher Konzentration der Geruch wahrgenommen wird. Andererseits muss der Patient Unterschiede zwischen verschiedenen Gerüchen feststellen. Dazu bekommt er zweimal denselben und einmal einen anderen Geruch angeboten. Er muss sich entscheiden: Welcher riecht andersartig?

Voraussetzung für diese Tests ist, dass die Person aktiv mitarbeiten kann. Ist das nicht möglich, etwa bei kleinen Kindern, kann mit der Aufzeichnung von Hirnströmen (genauer: olfaktorisch evozierten Potenzialen) überprüft werden, ob die Nervenfasern zur Geruchsweiterleitung funktionieren. Die Geruchsinformationen werden von den Nerven als elektrische Signale an das Gehirn weitergeleitet.

Diese Signale lassen sich messen. Dafür werden den Patienten bestimmte Duftstoffe direkt in die Nase gespritzt und die Signale der Nervenfasern über Elektroden aufgezeichnet. Bei einem gesunden Menschen können die Signale der Geruchsweiterleitung gemessen werden. Bleiben diese aus, liegt höchstwahrscheinlich eine Geruchsstörung vor.

Medikamente und Operationen: So werden Riechstörungen behandelt


Circa 80.000 Menschen sind jährlich in Deutschland wegen einer Riechstörung (Dysosmie) in Behandlung.1 Je nach Ursache für die Erkrankung kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten in Betracht.

Bei sinunasalen Riechstörungen (Nase oder Nasennebenhöhlen dicht) steht das Ziel im Vordergrund, den Weg für die Duftstoffe zu den Riechsinneszellen wieder frei zu machen. Dazu muss die Ursache für die Behinderung beseitigt werden. Es stehen zwei Ansätze zur Verfügung:

  • Behandlung mit Medikamenten: Die Mittel der Wahl sind Kortikosteroide (auch Kortikoide genannt). Diese hormonwirksamen Arzneimittel können sowohl als Spray als auch in Tablettenform verabreicht werden. Kortikosteroide beeinflussen das Riechvermögen auf mehrere Arten positiv: Entzündungen werden vermindert, Nasenpolypen bilden sich bestenfalls zurück und das allgemeine Riechvermögen verbessert sich. Kortikosteroide haben sich als Tabletten gut bewährt. Da sie jedoch bekannt für Nebenwirkungen, vor allem Magenprobleme, sind, ist das Medikament nicht zur Dauertherapie geeignet.
  • Operationen: Anatomische Besonderheiten wie Polypen oder eine verkrümmte Nasenscheidewand lassen sich operativ beheben. Das Geruchsempfinden kann sich nach diesen Eingriffen wieder deutlich verbessern.

Sensorineurale Riechstörungen (Störungen bei der Reizweiterleitung oder Verarbeitung im Gehirn) können, je nach Ursache, teilweise ebenfalls operativ behoben werden. Wenn die Riechstörung als Symptom einer anderen Erkrankung entstanden ist, muss diese zunächst behandelt werden.

Nasenspray „über Kopf“ anwenden?

Wenn ein Nasenspray mit Kortikosteroiden eingesetzt wird, erreicht nur ein kleiner Teil des Wirkstoffs den Zielort. Daher lautet der Tipp von HNO-Ärzten, das Nasenspray kopfüber einzusprühen. Auf diese Weise soll die Flüssigkeit besser in das Innere der Nase gelangen.

Setzen Sie sich dafür auf einen Stuhl und halten Sie Ihren Kopf nach unten. Zur Hilfe können Sie eine Hand auf den Boden stützen. Sprühen Sie mit der anderen Hand das Spray in die Nase.

Hier finden Sie weitere Infos:

Dr. Sabrina Mihlan Dr. Sabrina Mihlan hat sich schon während ihres Biologiestudiums besonders für die humanmedizinischen Themen interessiert. Daher spezialisierte sie sich auf Heilpflanzen und klinische Biochemie. Nach ihrer Promotion an der Universität Würzburg startete sie 2015 ihr Volontariat bei kanyo® und bereitet dort bis heute Themen aus Gesundheit und Medizin verständlich und übersichtlich für Sie auf. Dr. Sabrina Mihlan Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Fischer, Irina: Einfluss und Dauer der allergischen Rhinitis auf das Riechvermögen. Dissertation. Universität Ulm 2014, S.5.