Nasenpiercing ist nicht gleich Nasenpiercing


Das Nasenpiercing gehört zu den auffälligeren Piercings, da der Schmuck sehr präsent im Gesicht platziert wird. Je nachdem, wo das Piercing an der Nase gestochen wird, sind unterschiedliche Bezeichnungen gebräuchlich:

  • Nostril-Piercings: Bei der am weitesten verbreiteten Form des Nasenpiercings wird der rechte oder linke Nasenflügel durchstochen.
  • Septum-Piercing: Das Septum-Piercing ist eines der ältesten Arten. Das Nasenpiercing wird durch das Bindegewebe unterhalb des Nasenscheidewandknorpels eingeführt. Meist wird ein Nasenring gewählt. Wer zum Beispiel jobbedingt keine sichtbaren Piercings tragen darf, für den sind vielleicht hufeisenförmige Circular Barbells geeignet. Der Vorteil: Sie lassen sich ganz einfach nach oben klappen und somit am Arbeitsplatz gut verstecken.
  • Nasallang: Ein Nasallang wird horizontal durch die Nase (beide Nasenflügel und Nasenscheidewand) gestochen.
  • Austin Bar: Bei dieser seltenen Form handelt es sich um ein Piercing durch die Nasenspitze. Nasenflügel oder Nasenscheidewand sind nicht betroffen.
  • Bridge-Piercing: Der Schmuck wird am oberen Ende des Nasenrückens, waagrecht zwischen den Augen, angebracht.

Vor allem beim Stechen des Bridge-Nasenpiercing ist Vorsicht angebracht. Denn an dieser Stelle im Gesicht verlaufen Gesichtsnerven, die beim unsachgemäßen Piercen geschädigt werden können.

Nasenpiercing stechen so läuft es ab


Wenn Sie sich ein Nasenpiercing stechen lassen wollen, sollten Sie zu einem vertrauenswürdigen Piercer gehen. Gelegentlich bieten ebenfalls Juweliere Piercings an, jedoch sollten Sie sich keinesfalls ein Nasenpiercing mit einer Ohrlochpistole machen lassen. Diese lassen sich nicht steril reinigen, weshalb die Infektionsgefahr erhöht ist. Außerdem warnt der Verband Professioneller Piercer, dass durch das „Schießen“ das Gewebe zerfetzt wird und dadurch der Heilungsprozess länger dauert.1

Ein erfahrener Piercer beginnt zunächst damit, die entsprechende Nasenstelle gut zu desinfizieren. Dann markiert er den Einstichpunkt mit einem Stift. Bei einem Nostril-Piercing sticht der Piercer mit einer Einmalnadel, die mit Plastik oder Teflon überzogen ist, durch den Nasenflügel. Um die Nasenscheidewand zu schützen, kann er außerdem eine Schutzröhre in die Nase legen. Dann sticht der Piercer die Nadel durch die Wand des Nasenflügels. Der Plastik- oder Teflonüberzug bleibt in der Nase zurück, durch diese Kanüle kann nun der Schmuck geführt werden und das Nasenpiercing mit einem Kügelchen verschlossen werden.

Die anderen Nasenpiercings sind etwas aufwendiger: Beim Nasallang-Piercing muss die Nasenscheidewand, beim Bridge-Piercing die Nasenwurzel durchstochen werden. Lassen Sie sich deshalb vor dem Eingriff von Ihrem Piercer über den genauen Ablauf und mögliche Komplikationen aufklären.

Bei einem Piercing stehen Ihnen verschiedene Materialien wie Gelb- und Weißgold, medizinischer Edelstahl oder Titan zur Verfügung. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Piercer über die Eigenschaften der jeweiligen Materialien aufklären. Nickel und nickelhaltige Materialien, die in einer Woche eine Freisetzung von 0,2 Milligramm pro Kubikzentimeter überschreiten sind laut einer EU-Richtlinie nicht erlaubt, da sie allergische Reaktionen hervorrufen können.

Wie stark sind die Schmerzen bei einem Nasenpiercing?

Das Knorpelgewebe der Nasenflügel (das bei der Nostril-Methode durchstochen wird) gilt als relativ schmerzempfindlich, weil die Nasenflügel mit feinen Nerven durchzogen sind. Besonders schmerzhaft ist jedoch das Nasallang-Piercing, weil drei Stichkanäle (an den beiden Nasenflügeln und an der Nasenscheidewand) gemacht werden müssen. Wie schlimm das Durchstechen bei einem Nasenpiercing ist, hängt letztendlich jedoch vom individuellen Schmerzempfinden ab. Theoretisch besteht auch die Möglichkeit einer lokalen Betäubung, wobei darauf meist verzichtet wird, weil die Schmerzen nicht wesentlich schlimmer sind, als die, die eine Spritze im Bereich der Nase verursachen würde. Ebenfalls können Salben oder Cremes angewandt werden, diese müssen jedoch mindestens eine Stunde vorher aufgetragen werden und betäuben lediglich die Oberfläche, nicht die darunterliegenden Gewebsschichten, die beim Piercen ebenfalls zerstört werden.

Tipps: So unterstützen Sie den Heilungsprozess bei einem Nasenpiercing


Reaktionen der Haut auf ein neues Nasenpiercing sind meist Rötungen und Anschwellen. Gegebenenfalls können außerdem leichte Blutungen auftreten.

Damit sich das Nasenpiercing nicht entzündet, ist die richtige Pflege von entscheidender Bedeutung. In den ersten vier bis fünf Wochen sollten Sie die Haut um die Einstichstelle zweimal täglich desinfizieren und mit einer Wundheilungssalbe eincremen. Mithilfe einer Kochsalzlösung können Sie Rückstände und Verkrustungen vorsichtig lösen und entfernen. Der Heilungsprozess benötigt bei der Nasenscheidewand etwa sechs bis acht Monate, bei den Nasenflügeln zwei bis vier Monate und beim Nasenrücken acht bis zehn Wochen.2

Außerdem sollten Sie die ersten sechs Wochen folgende Tipps befolgen:

  • Gehen Sie nicht baden oder in die Sauna.
  • Berühren Sie das Piercing so wenig wie möglich – und nur mit desinfizierten Händen.
  • Schützen Sie das Nasenpiercing vor Schmutz. In der Anfangsphase können Sie nachts auch ein Pflaster über das Piercing kleben, damit keine Fusseln in die frische Wunde gelangen.
  • Auch beim Schminken ist Vorsicht angesagt: Make-up oder Puder sollten ebenfalls nicht in die Wunde gelangen.
  • Benutzen Sie die Pflegemittel, die Ihnen Ihr Piercer oder ein Apotheker empfohlen hat.
  • Entfernen Sie das Nasenpiercing nicht, weil sonst das Loch schnell wieder zuwachsen kann.

Entzündet sich das Nasenpiercing, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Dieser kann eine entzündungshemmende Salbe verschreiben.

Nasenpiercing welche Risiken sind möglich?


Komplikationen bei einem Nasenpiercing sind selten, aber nicht ausgeschlossen – vor allem, wenn das Stechen nicht fachgerecht durchgeführt wurde.

Wurde ein Nostril-Nasenpiercing beispielsweise zu weit oben platziert, besteht die Gefahr, dass das im Falle einer Entzündung zu einer Schädigung des knorpeligen Nasenskelettes führt. Bei dem Bridge-Piercing besteht die Gefahr, dass der Trigeminusnerv getroffen wird. Dieser Nerv verzweigt sich im Gesicht in drei Äste: den Stirnast, Oberkieferast und Unterkieferast. Diese Gesichtsabschnitte werden vom Trigeminusnerv mit Informationen versorgt, die zum Beispiel für die Spannung von Muskeln und Dehnung von Bändern wichtig sind. Wird dieser Trigeminusnerv beschädigt, kann das eine Teil-Lähmung der Gesichtsmuskulatur bewirken.

Zudem können Nasenpiercings Nasenbeschwerden wie eine behinderte Nasenatmung oder ungewollte Atemgeräusche hervorrufen. In Deutschland müssen sich Piercer hinsichtlich der verwendeten Materialien an EU-Richtlinien halten. Dennoch können Metalle in einigen Fällen allergische Reaktionen hervorrufen. Wenn es sehr kalt ist (unter zehn Grad Minus), besteht außerdem die Gefahr einer lokalen Erfrierung, weil der Metallschmuck die kalten Temperaturen annehmen kann.

Auch interessant: Geschichte und Kultur des Piercings


Das Piercing stammt vom englischen Verb „to pierce“ und bedeutet übersetzt „etwas durchbohren“ oder „durchstechen“. Dabei ist das Durchstechen von verschiedenen Haut- und Körperstellen nichts Neues, bereits seit Jahrtausenden wird es von zahlreichen Ethnien (vor allem in Afrika, Asien und Südamerika) praktiziert. Der Körperschmuck wird vor allem aus rituellen Motiven verliehen, zum Beispiel um den Übergang vom Jugendlichen- ins Erwachsenenalter zu feiern.

In den 1960er Jahren brachte die Hippie-Bewegung Bauch-, Zungen-, Nasenpiercings und Co. von Asien mit nach Europa. Einige Jahre später wurden Piercings und Tattoos dann in verschiedenen Jugendkulturen populär. So wurden die Körpermodifikationen beispielsweise in der Punkszene zu einem Markenzeichen – vor allem um zu schockieren.

Und heute?

Mittlerweile lassen sich viele Menschen aus überwiegend ästhetischen Gründen piercen. In Deutschland tragen etwa neun Prozent aller Frauen ein Piercing, bei den Männern beträgt der Anteil immerhin drei Prozent. Dabei sind Piercings vor allem in der Altersklasse der 25-34-Jährigen beliebt.3

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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