Wie Nasenspray süchtig macht


Abschwellende Nasensprays dürfen im Regelfall höchstens sieben Tage lang benutzt werden. Wird diese zeitliche Begrenzung ignoriert, gewöhnt sich die Nasenschleimhaut das Mittel. Es kommt zum Rebound-Effekt, wie es im Fachjargon heißt. Aufgrund eines Gewöhnungseffekts lässt die Wirkung des Nasensprays kurz nach der Anwendung rasch wieder nach, das Gewebe wird schnell wieder dicker. Dies verleitet dazu, erneut zum Spray zu greifen.

Anstatt die verstopfte Nase zu bekämpfen, führt der falsche Gebrauch zu einem noch stärkeren, manchmal auch chronischen Schnupfen. Für Betroffene beginnt ein regelrechter Teufelskreis: Das Nasenspray lindert kurzzeitig die Symptome, sorgt aber gleichzeitig für eine Aufrechterhaltung der Krankheit.

Nasenspray-Sucht: Auswirkungen auf Körper und Geist


Der Missbrauch von Nasenspray wird nicht wie beim Drogenkonsum mit einem euphorischen Gefühl belohnt, sondern nur mit einer freien Nase. Dennoch stellt die Sucht nach Nasenspray ein ernstzunehmendes Problem dar, da sie die Lebensqualität stark einschränken kann.

Die dauergereizte Schleimhaut beginnt nicht nur zu schrumpfen, sie sondert auch weniger Sekret ab, wodurch sie mit der Zeit austrocknet.

Die Folge: Die Nase kann ihre Abwehrfunktion nicht mehr erfüllen. Krankheitserreger haben ein leichtes Spiel. Schlimmstenfalls wird das Gewebe durch den Missbrauch so stark zerstört, dass sich eine sogenannte Stinknase mit übelriechenden Verkrustungen und Eiterborken bildet.

Neben körperlichen Symptomen kann sich eine Nasenspray-Sucht ebenso auf psychischer Ebene bemerkbar machen. Bei Menschen, die abhängig sind, wurden Erstickungsängste oder Stimmungsschwankungen beobachtet, sobald sie das Nasenspray abgesetzt hatten.

Mögliche Anzeichen einer Sucht:


  • Bereits wenige Stunden nach der Benutzung des Sprays ist die Nase wieder verstopft.
  • Ohne die Anwendung fällt das Einschlafen schwer beziehungsweise ist es nicht möglich.
  • Es ist kaum möglich, das Haus ohne das Medikament zu verlassen.
  • Eine gewöhnliche Erkältung dauert deutlich länger als bei anderen Menschen.

Die Entwöhnung von Nasenspray


Die härteste Vorgehensweise ist der kalte Entzug. Hier wird das Nasenspray sofort abgesetzt. Leicht ist das für Süchtige nicht, oft müssen sie rund drei Wochen mit verstopfter Nase und mühsamer Atmung überstehen. Pflegende und befeuchtende Arzneimittel können den Prozess angenehmer machen. Pflegesprays mit Inhaltsstoffen aus der Natur eignen sich gut, da die enthaltene Hyaluronsäure große Mengen an Wasser binden und an der Nasenschleimhaut haften kann. So wird die gereizte Partie befeuchtet und zusätzlich mit Hilfe von Dexpanthenol beruhigt. Verkrustungen lösen sich, die Nase wird nach und nach freier. Bei Pflegesprays gibt es keinen Rebound-Effekt.

Kontinuierliches Ausschleichen: Bei dieser Variante wird die Dosis stetig reduziert. Der Verschnupfte wendet das Spray immer seltener an, letztendlich gar nicht mehr. Alternativ kann die Ein-Loch-Therapie versucht werden. Abhängige entwöhnen zunächst nur eines der beiden Nasenlöcher, während sie das andere mit dem Medikament weiter behandeln. In der zweiten Runde bleibt die entwöhnte Seite frei, da sie die kritische Phase im Normalfall überwunden hat.

Eine andere Möglichkeit, die Sucht zu beenden ist, die Konzentration des Wirkstoffes zu reduzieren. Dafür eignen sich Kinder-Schnupfensprays, da sie niedriger dosiert sind. Mit ihnen wird eine lediglich halb so stark konzentrierte Lösung appliziert. Darüber hinaus kann auch eine Entwöhnung mit hypertonem Meersalzspray erfolgen. Dies greift nicht unmittelbar das geweitete Gefäß an, sondern entzieht dem Gewebe die überschüssige Flüssigkeit. Bei beiden Varianten ist wichtig, dass Süchtige die Häufigkeit der Anwendung nicht verdoppeln.

Auch mit Schnupfen zum Arzt


Wer länger als eine Woche mit einer verstopften Nase zu kämpfen hat, sollte einen Arzt aufsuchen. Dieser kann klären, ob dem starken Schnupfen eine Allergie oder eine vergrößerte Nasenmuschel zugrunde liegt. Beide Krankheiten können nicht mit Nasenspray behandelt werden. Aufgrund der Wirkungslosigkeit kann es hier schnell zur Abhängigkeit kommen. Eine spezielle ärztliche Behandlung ist erforderlich.

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Sandra Stöckl-Bayerlein Neben der Medizin schlägt Sandra Stöckl-Bayerleins Herz auch fürs Texten: Deswegen war es wenig überraschend für ihr Umfeld als sie an ihr Studium der Zahnmedizin noch ein Medizinjournalismus-Studium anschloss: Auf diesem Weg verschaffte sie sich alle Kenntnisse, die ein erfolgreicher Online-Redakteur im medizinischen Bereich haben muss. Für kanyo® arbeitete sie von 2015 bis 2020. Sandra Stöckl-Bayerlein Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren