Schimmelpilze – worum genau handelt es sich dabei eigentlich?


Viele Menschen verstehen unter Schimmelpilzen den farbigen Belag auf verdorbenen Lebensmitteln oder auf feuchten Wänden in Wohnungen – bei dieser Form handelt es sich um sichtbare Schimmelpilzansammlungen. Was die meisten nicht wissen: der Schimmel findet sich nicht nur dort wieder. Seine Sporen sind allgegenwärtig, da die Pilze als ein natürlicher Teil zu unserer belebten Umwelt gehören. Die Mehrzahl der Schimmelpilze führt ein unauffälliges Dasein in Boden und Luft und ist für die meisten Menschen keine große Gefahr. Dort sind sie an der Zersetzung von organischem Material beteiligt und haben damit eine entscheidende Rolle im Kreislauf der Natur.

Wann Schimmelpilze gefährlich werden


Übersteigt die Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, so kann es für den Menschen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen. Vor allem Menschen, die von einer Schimmelpilzallergie betroffen sind oder Asthma haben, leiden an starken Beschwerden. Herrscht eine erhöhte Feuchtigkeit in der Umgebung von eigentlich harmlosen Schimmelpilzen vor – zum Beispiel in ungelüfteten Badezimmern – dann wachsen und verbreiten sie sich. Typische Orte, an denen ein gehäuftes Vorkommen von Schimmelpilze entstehen kann, sind folgende:

  • Kellerräume
  • Badezimmer (zum Beispiel an Duschvorhängen)
  • feuchte Wände
  • Teppichböden
  • alte Polstermöbel
  • Müllbehälter
  • Luftbefeuchter
  • Blumenerde
  • Lebensmittel

In der freien Natur kommt es vor allem in den Monaten, wo mit viel Regen und Wärme zu rechnen ist, also in den Sommer- und Herbstmonaten, zu einem allergierelevanten Auftreten der Pilze.

Schimmelpilzallergie: Eine Überreaktion des Immunsystems auf Schimmel


Wer eine Schimmelpilzallergie aufweist, der reagiert dabei vor allem auf die Sporen der Pilze, die sich bei ihrer Vermehrung überall verteilen. Über die Atmung oder die Nahrung werden sie so vom Menschen aufgenommen. Dabei gibt es vier Pilzarten, die besonders häufig Auslöser von allergischen Beschwerden sind:

  • Alternaria: halten sich vor allem in Wohnungen an Tapeten und feuchten Anstrichen auf oder besiedeln abgereifte Pflanzen. Im Haushalt findet man sie vor allem auf Mehl, Obst und Gemüse.
  • Cladosporium: kommen bevorzugt in Gärten oder Gewächshäusern vor, da sie oft auf verfaulten Pflanzen oder Laub zu finden sind. Zudem wachsen sie in schlecht gereinigten Kühlschränken und auf Lebensmitteln.
  • Penicillium: gedeihen vor allem auf Obst (bevorzugt Zitrusfrüchte, Äpfel und Pfirsiche), Brot, Käse, Mehl, Marmeladen und Fruchtsäften.
  • Aspergillus: wächst gerne auf Baumwollstoffen, Polstermöbeln und Schaumstoffmatratzen. Zudem kommen sie häufig auch auf Gemüse, in Nüssen, auf Marmelade sowie auf Tierkot und Holz vor.

Liegt eine Schimmelpilzallergie gegen eine oder mehrere Sporenarten vor, reagiert das Immunsystem mit Abwehrmaßnahmen wie Schwellung der Atemschleimhäute, sobald es mit ihnen in Kontakt kommt.

Symptome einer Schimmelpilzallergie im Überblick


Die Beschwerden einer Schimmelpilzallergie zeigen sich häufig an den Atemwegen, den Augen und der Haut. Typische Symptome sind, ähnlich dem Heuschnupfen oder der Hausstauballergie, folgende:

  • Nase: allergischer Schnupfen mit Niesreiz, laufender oder verstopfter Nase, Schleimhautschwellungen und Geruchseinschränkungen
  • Lunge: allergisches Asthma, das sich unter anderem durch Husten, akute Atemnot, Trockenheitsgefühl im Hals sowie ständiges Räuspern äußern kann
  • Augen: gerötete, juckende, brennende und tränende Augen sind typisch
  • Haut: juckender Hautausschlag sowie Quaddeln (rote Erhebungen der Haut)

Abhängig davon, auf welche Schimmelpilze der Körper allergisch reagiert, können die Beschwerden saisonal oder ganzjährig auftreten. Die Symptome einer Schimmelpilzallergie ähneln denen anderer Allergien oft sehr. Daher ist meist ein mehrstufiger Prozess notwendig, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können. Oft geben Haut- oder Bluttests die eindeutige Gewissheit.

Auswirkungen von Schimmelpilzen auf die Nasennebenhöhlen und Lunge

Wer sich zu lange in einer von Schimmel befallenen Umgebung aufhält, bei dem kann die große Menge an eingeatmeten Schimmelsporen – auch ohne, dass eine Schimmelpilzallergie vorliegt – zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Die Auswirkungen der Sporen betreffen insbesondere die Lunge und die Nasennebenhöhlen. Vor allem bei Immungeschwächten kann eine Infektion stattfinden, die sich dann meistens in Form einer Lungen- oder Nasennebenhöhlenentzündung äußert. In vielen Fällen halten die aus Schimmelpilz verursachten Erkrankungen chronisch an.

Behandlungsmöglichkeiten einer Schimmelpilzallergie und ihrer Symptome


Gegen akute Beschwerden bei einer Schimmelpilzallergie können Medikamente helfen. Wirksame Mittel dabei sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antihistaminika und Glukokortikoide, die als Tabletten oder in Tropfenform in Apotheken erhältlich sind. Die Mittel unterdrücken die allergische Reaktion des Körpers und dämmen so die Symptome der Schimmelpilzallergie ein.

Um eine langfristige Verbesserung der Schimmelpilzallergie zu erreichen und im Idealfall die Allergie gänzlich zurückzudrängen, empfehlen Ärzte eine sogenannte Hyposensibilisierung oder auch spezifische Immuntherapie (SIT). Bei dieser Behandlungsform werden dem Körper die auslösenden Allergene, also die Schimmelpilzporen, entweder durch eine Injektion in die Unterhaut oder die Mundschleimhaut in den Organismus gebracht. Bei jeder Sitzung erhöht sich die Dosis der Allergene. Dadurch soll das Immunsystem an die Schimmelpilzsporen gewöhnt werden, sodass bei dem Kontakt mit den Allergenen keine allergische Reaktion mehr erfolgt. Die Therapie umfasst meistens einen Zeitraum von etwa drei Jahren.

Sechs Tipps zur Vermeidung des Allergens bei einer Schimmelpilzallergie

Neben der Behandlung der Symptome steht bei einer Schimmelpilzallergie vor allem das Bestreben im Vordergrund, einen übermäßige Schimmelbefall zu vermeiden. Daher gilt es, mögliche Quellen von Schimmelpilzen in der beruflichen und privaten Umgebung so weit wie möglich zu mindern. Folgende fünf Tipps können dabei helfen:

  1. Regelmäßiges Lüften der Wohnräume
  2. Feuchte Wände fachgerecht sanieren lassen
  3. Abfalleimer in kurzen Abständen leeren
  4. Luftbefeuchter an Heizkörpern entfernen
  5. Kontakt zu Kompost und anderen abgestorbenen Pflanzenteilen umgehen
  6. Lebensmittel möglichst frisch verzehren und lange Lagerzeiten vermeiden

Wer diese Maßnahmen befolgt, kann seine Beschwerden oftmals gut in den Griff bekommen.

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  • 1Groß, Uwe: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2013. S. 148.