Wo kommen Schimmelpilze vor?


Viele Menschen verstehen unter Schimmelpilzen den farbigen Belag auf verdorbenen Lebensmitteln oder auf feuchten Wänden in Wohnungen – bei dieser Form handelt es sich um sichtbare Schimmelpilzansammlungen. Was die meisten jedoch nicht wissen: Der Schimmel findet sich nicht nur dort wieder. Seine Sporen sind allgegenwärtig, da die Pilze als ein natürlicher Teil zu unserer belebten Umwelt gehören. Dort sind sie an der Zersetzung von organischem Material beteiligt und haben damit eine entscheidende Rolle im Kreislauf der Natur. Die Mehrzahl der Schimmelpilze führt dabei ein unauffälliges Dasein in Boden und Luft und ist für die meisten Menschen keine große Gefahr. Allerdings können Schimmelpilze Toxine (sogenannte Mykotoxine) freisetzen, die gesundheitsschädlich sein können.

Herrscht eine erhöhte Feuchtigkeit in der Umgebung von eigentlich harmlosen Schimmelpilzen vor – zum Beispiel in ungelüfteten Badezimmern – dann wachsen und verbreiten sie sich. Typische Orte und Gegenstände, an denen ein gehäuftes Vorkommen von Schimmelpilze entstehen kann, sind folgende:

  • Kellerräume
  • Badezimmer (zum Beispiel an Duschvorhängen)
  • feuchte Wände
  • Teppichböden
  • alte Polstermöbel
  • Müllbehälter
  • Luftbefeuchter
  • Blumenerde
  • Lebensmittel

Ein weiteres Risiko stellt Schimmelbefall in schlecht belüfteten Dachböden oder hinter Möbelstücken dar, wo sich Feuchtigkeit leicht ansammeln kann. In der freien Natur kommt es vor allem in den Monaten, wo mit viel Regen und Wärme zu rechnen ist (also in Sommer und Spätsommer / Herbst), zu einem allergierelevanten Auftreten der Pilze.

Symptome: So erkennen Sie eine Schimmelpilzallergie


Übersteigt die Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, so kann es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen kommen. Vor allem Menschen, die von einer Schimmelpilzallergie betroffen sind oder Asthma haben, leiden an starken Beschwerden. Auch Kinder und ältere Menschen sind besonders anfällig für die gesundheitlichen Auswirkungen von Schimmelpilzen, da ihr Immunsystem oft schwächer ist.

Die Beschwerden einer Schimmelpilzallergie zeigen sich häufig an den Atemwegen, den Augen und der Haut. Typische Symptome sind, ähnlich dem Heuschnupfen oder der Hausstauballergie, folgende:

Illustration zu den Symptomen einer Schimmelpilzallergie
  • Nase: allergischer Schnupfen mit Niesreiz, laufender oder verstopfter Nase, Schleimhautschwellungen und Geruchseinschränkungen
  • Lunge: allergisches Asthma, das sich unter anderem durch Husten oder akute Atemnot äußern kann
  • Hals: Trockenheitsgefühl im Hals sowie ständiges Räuspern
  • Augen: gerötete, juckende, brennende und tränende Augen
  • Haut: juckender Hautausschlag sowie Quaddeln (rote Erhebungen der Haut) und Neurodermitis

Auch Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind möglich. Abhängig davon, auf welche Schimmelpilze der Körper allergisch reagiert, können die Beschwerden saisonal oder ganzjährig auftreten. Die Symptome einer Schimmelpilzallergie ähneln denen anderer Allergien oft sehr. Daher ist meist ein mehrstufiger Prozess notwendig, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können, beispielsweise mit Haut- oder Bluttests.

Auswirkungen von Schimmelpilzen auf die Nasennebenhöhlen und Lunge

Wer sich zu lange in einer von Schimmel befallenen Umgebung aufhält, bei dem kann die große Menge an eingeatmeten Schimmelsporen – auch ohne, dass eine Schimmelpilzallergie vorliegt – zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Die Auswirkungen der Sporen betreffen insbesondere die Lunge und die Nasennebenhöhlen. Vor allem bei Immungeschwächten kann eine Infektion stattfinden, die sich dann meistens in Form einer Lungen- oder Nasennebenhöhlenentzündung äußert. Zudem können durch Schimmelpilz verursachte Erkrankungen chronische werden.

Ursachen: Häufige Schimmelpilze & Kreuzreaktion


Wer eine Schimmelpilzallergie aufweist, der reagiert dabei vor allem auf die Sporen der Pilze, die sich bei ihrer Vermehrung überall verteilen. Über die Atmung oder die Nahrung werden sie so vom Menschen aufgenommen. Dabei gibt es vier Pilzarten, die besonders häufig Auslöser von allergischen Beschwerden sind:2

  • Alternaria: halten sich vor allem in Wohnungen an Tapeten und feuchten Anstrichen auf oder besiedeln abgereifte Pflanzen. Im Haushalt findet man sie vor allem auf Mehl, Obst und Gemüse.
  • Cladosporium: kommen bevorzugt in Gärten oder Gewächshäusern vor, da sie oft auf verfaulten Pflanzen oder Laub zu finden sind. Zudem wachsen sie in schlecht gereinigten Kühlschränken und auf Lebensmitteln.
  • Penicillium: gedeihen vor allem auf Obst (bevorzugt Zitrusfrüchte, Äpfel und Pfirsiche), Brot, Käse, Mehl, Marmeladen und Fruchtsäften.
  • Aspergillus: wächst gerne hinter Tapeten, auf Baumwollstoffen, Polstermöbeln und Schaumstoffmatratzen. Zudem kommen sie häufig auch auf Gemüse, in Nüssen, auf Marmelade sowie auf Tierkot und Holz vor.

Im Rahmen einer Schimmelpilzallergie kann es auch zu Kreuzreaktionen kommen. Bei einer Kreuzreaktion (auch Kreuzallergie genannt) reagiert der Körper auf Stoffe, die dem eigentlichen Allergen in seiner Proteinstruktur ähneln. Im Fall einer Schimmelpilzallergie bedeutet das, dass ein Betroffener, der auf einen bestimmten Pilz allergisch reagiert, auch bei anderen ähnlichen Schimmelpilzarten Symptome zeigt. Auch eine Reaktion auf Antibiotika wie Penicillin ist möglich, da dieses mit Hilfe des Schimmelpilzes Penicillium chrysogenum hergestellt wird.

Liegt eine Schimmelpilzallergie gegen eine oder mehrere Sporenarten vor, reagiert das Immunsystem mit Abwehrmaßnahmen wie Schwellung der Atemschleimhäute, sobald es mit ihnen in Kontakt kommt.

So häufig ist die Schimmelpilzallergie

Wie häufig die Allergie gegen Schimmelpilze auftritt, lässt sich nicht ganz genau sagen. Jedoch wird davon ausgegangen, dass etwa 2 bis 19 % der Bevölkerung von einer allergischen Rhinitis, ausgelöst durch Schimmelpilze, betroffen sind.3

Behandlung einer Schimmelpilzallergie und ihrer Symptome


Gegen akute Beschwerden bei einer Schimmelpilzallergie können Medikamente helfen. Wirksame Mittel dabei sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antihistaminika und Glukokortikoide, die als Tabletten oder Tropfen in Apotheken erhältlich sind. Die Mittel unterdrücken die allergische Reaktion des Körpers und dämmen so die Symptome der Schimmelpilzallergie ein. Besteht die Allergie aufgrund einer erhöhten Umgebungsbelastung wie Schimmelbefall in der Wohnung, sollte die Wohnsituation dringend optimiert werden.

Um eine langfristige Verbesserung der Schimmelpilzallergie zu erreichen und sie im Idealfall gänzlich zurückzudrängen, empfehlen Ärzte eine sogenannte Hyposensibilisierung oder auch spezifische Immuntherapie (SIT). Bei dieser Behandlungsform werden dem Körper die auslösenden Allergene, also die Schimmelpilzporen, entweder durch eine Injektion in die Unterhaut oder die Mundschleimhaut in den Organismus gebracht. Bei jeder Sitzung erhöht sich die Dosis der Allergene. Dadurch soll das Immunsystem an die Schimmelpilzsporen gewöhnt werden, sodass bei dem Kontakt mit den Allergenen keine allergische Reaktion mehr erfolgt. Die Therapie umfasst meistens einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Ernährung bei Schimmelpilzallergie

Auch Lebensmittel können mit Schimmelpilzen oder deren Sporen belastet sein. Bei einer Schimmelpilzallergie ist es daher wichtig, auch die Ernährung im Auge zu behalten. Erfahrungsgemäß werden folgende Produkte eher schlecht vertragen, da sie (aufgrund von Lagerung, Transport oder Feuchtigkeitsgehalt) einen erhöhten Schimmelpilzgehalt aufweisen können:4

  • Obst (wie Beerenobst, Trauben, Trockenobst)
  • Gemüse (wie Oliven, Keimlinge, Sprossen)
  • Schimmelkäse (wie Brie, Camembert, Blauschimmelkäse)
  • Backwaren (Backmischungen und Vollkornprodukte)
  • Gewürze (wie Kräutermischungen, Essig, Sojasoße, Brühwürfel)
  • Getränke (wie Bier, Tee und Fruchtsäfte)
  • Nüsse, Marzipan, Honig, fermentierte Lebensmittel, Fertigprodukte

Wichtig ist aber zu betonen, dass die Unverträglichkeiten bei einer Schimmelpilzallergie sehr individuell sind. Um die Belastung möglichst gering zu halten, sollten Sie Obst und Gemüse schälen und frische Lebensmittel nicht länger lagern als unbedingt nötig. Zudem werden gedünstete und gekochte Nahrungsmittel häufig besser vertragen als rohe.

Tipps zur Vermeidung von Schimmelpilz-Belastung


Neben der Behandlung der Symptome steht bei einer Schimmelpilzallergie vor allem das Bestreben im Vordergrund, einen übermäßige Schimmelbefall zu vermeiden. Daher gilt es, mögliche Quellen von Schimmelpilzen in der beruflichen und privaten Umgebung so weit wie möglich zu mindern. Folgende Tipps können dabei helfen:

  • Regelmäßiges Lüften der Wohnräume, vor allem Bad
  • Die Heizung auch bei Abwesenheit wie Urlaub in Betrieb lassen
  • Keine Klimaanlagen nutzen, da die Sporen so leichter verbreitet werden
  • Feuchte Wände fachgerecht sanieren lassen
  • Topfpflanzen entfernen
  • Möbel nicht direkt an die Wand stellen, für eine bessere Luftzirkulation
  • Abfalleimer in kurzen Abständen leeren
  • Luftbefeuchter an Heizkörpern entfernen
  • Kontakt zu Kompost und anderen abgestorbenen Pflanzenteilen umgehen
  • Lebensmittel möglichst frisch verzehren und lange Lagerzeiten vermeiden

Häufig gestellte Fragen zur Schimmelpilzallergie


Was ist eine Schimmelpilzallergie?

Eine Schimmelpilzallergie ist eine allergische Reaktion auf ein Übermaß Schimmelpilzsporen, die in der Umgebungsluft oder in Lebensmitteln vorkommen können. Betroffene zeigen Symptome wie Schnupfen, Husten, Atemnot oder Hautausschläge.

Welche Symptome treten bei einer Schimmelpilzallergie auf?

Typische Symptome einer Schimmelpilzallergie sind allergischer Schnupfen, verstopfte Nase, Husten, Atembeschwerden, ständiges Räuspern, juckende und tränende Augen sowie Hautausschläge. Auch Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind möglich.

Wo kommen Schimmelpilze häufig vor?

Schimmelpilze sind in der Natur weit verbreitet und finden sich unter anderem in Erdschichten, auf Pflanzen, in feuchten Räumen wie Badezimmern und Kellern, auf Lebensmitteln, in Teppichen und Polstermöbeln.

Wie kann man eine Schimmelpilzallergie behandeln?

Akute Symptome einer Schimmelpilzallergie können mit Antihistaminika und Glukokortikoiden behandelt werden. Langfristig kann eine Hyposensibilisierung helfen, das Immunsystem an die Allergene zu gewöhnen und die Allergie zu reduzieren.

Welche Lebensmittel sollten bei einer Schimmelpilzallergie vermieden werden?

Menschen mit einer Schimmelpilzallergie sollten Lebensmittel wie Schimmelkäse, Trockenfrüchte, Nüsse, Bier und Sojasoße meiden, da diese oft Schimmelpilzsporen enthalten.

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Jana Welsner Zellfunktionen, Organsysteme und Krankheitsbilder – schon lange bevor Jana Welsner ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte, zog die Funktionsweise des menschlichen Körpers sie in ihren Bann. Nach einer Ausbildung zur Sanitätshelferin und dem Studium des vorklinischen Abschnitts der Humanmedizin entschloss sie sich, Interesse und Leidenschaft zu kombinieren. Seit 2017 arbeitet sie nun bei kanyo® und beschäftigt sich dabei täglich mit dem weiten und spannenden Feld der Gesundheitslehre und Heilkunde. Jana Welsner Medizinredakteurin und Lebensmitteltechnologin kanyo® mehr erfahren
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