Das Wichtigste auf einen Blick!

  • Unter dem Nasenzyklus versteht man das abwechselnde An- und Abschwellen der Nasenmuscheln.
  • Jeweils eine Nasenseite befindet sich in einer Arbeits-, die andere in einer Ruhephase.
  • Der Forschungsstand über den Nasenzyklus weißt noch immer viele Lücken auf.
  • Ist der Nasenzyklus gestört, kann das die Nasenatmung beeinträchtigen.

Die Studienlage zum Nasenzyklus


Der Nasenzyklus beschreibt in der Medizin eine wechselseitige Änderung der Nasenschleimhautschwellung in den beiden Nasenkammern. Das heißt, dass immer nur ein Nasenloch arbeitet, während das andere sich ausruht. Beschrieben wurde dieses Phänomen erstmals 1895 von dem Arzt Richard Kayser. Mittlerweile haben sich mehrere Studien mit dem nasalen Zyklus beschäftigt, wobei das Wissen noch immer lückenhaft ist. Fraglich ist beispielsweise, wie viele Menschen einen funktionierenden Nasenzyklus besitzen. Während einige Studien davon ausgehen, dass etwa 80 Prozent der Menschen einen solchen Nasezyklus haben1, vermuten andere Forscher einen geringeren Anteil in der Bevölkerung. Dass der Nasenzyklus so schwer in Studien nachweisbar ist, liegt vor allem daran, dass er so unregelmäßig verläuft und auch andere Faktoren den Schwellungszustand der Schleimhäute wie die körperliche Aktivität, Luftfeuchtigkeit, Stress oder die Körperhaltung beeinflussen.

Funktion der wechselseitigen Nasenatmung


Einig ist man sich dabei, dass immer eine Nasenhälfte in der Arbeitsphase ist, während sich die andere Nasenhälfte regeneriert. Der „Zyklus“ wird in folgende Phasen unterteilt:

  • In der Arbeitsphase ist die Nasenschleimhaut einer Nasenhälfte abgeschwollen und die Nasenatmung erfolgt überwiegend über dieses Nasenloch. Es strömt mehr Luft herein und es kommt zu vermehrten Turbulenzen. Unter diesen Turbulenzen verstehen Mediziner komplexe Luftwirbelungen in der Nase, die dafür sorgen, dass Gerüche optimal an die Riechzellen gelangen. Die Nasenschleimhaut arbeitet intensiv, um die eindringende Luft sauber, warm (37 Grad Celsius) und feucht zu halten.
  • In der Ruhephase schwillt die Nasenmuschel hingegen an und weniger Luft gelangt durch das Nasenloch. Die Turbulenzen in dieser Nasenhälfte werden vermindert und die Nasenschleimhaut kann sich regenerieren. In der Ruhephase speichert die Nasenschleimhaut Feuchtigkeit und Wärmeenergie, die sie in der Arbeitsphase wieder benötigt.

Taktgeber für dieses wechselseitige Hin und Her ist der Hypothalamus im Gehirn, das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems. Bezüglich der Dauer einer solchen Phase kommen die bisherigen Forschungsergebnisse ebenfalls zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Im Schnitt dauert eine Phase zwei bis drei Stunden. Dieser Zeitraum kann je nach Person jedoch sehr unterschiedlich ausfallen und zwischen einer und zehn Stunden variieren.2

In der Regel bemerken wir die wechselseitige Arbeitsteilung der Nasenhälften nicht. Manchmal können wir den Nasenzyklus jedoch bei einer Erkrankung, zum Beispiel einer Erkältung, erleben: Ist die Nasenschleimhaut ohnehin angeschwollen, fühlt sich mal das eine, dann das andere Nasenloch verstopft an.

Gut zu wissen:

Bei Studien haben Forscher einen Unterschied in der Nasenatmung zwischen Rechts- und Linkshändern beobachtet. Bei den Linkshändern dauerte ein Nasenzyklus im Durchschnitt nur halb so lang wie bei Rechtshändern.3 Warum es zu dieser Diskrepanz in der Händigkeit kommt, können die Forscher jedoch nicht genau sagen.

Ursachen für eine behinderte Nasenatmung


Der natürliche Nasenzyklus kann durch einige Faktoren gestört werden. Folgende Einflüsse können beispielsweise auf die Nasenatmung einwirken:

  • chemische Reize (zum Beispiel Gifte)
  • physikalische Reize (wie Rauch, Dampf oder Kälte)
  • pharmakologische Reize (Medikamente)
  • körperliche Ursachen (zum Beispiel eine Vergrößerung der unteren Nasenmuscheln oder eine Verbiegung der Nasenscheidewand)
  • Allergene
  • Infekte
  • hormonelle Faktoren

Bei einer behinderten Nasenatmung atmen Betroffene vermehrt über den Mund. Das Einatmen trockener und verunreinigter Luft kann zu einer Reizung von Rachen, Kehlkopf und Bronchien führen. Dies führt dazu, dass sich „Mundatmer“ häufiger krank fühlen und weniger körperlich belastbar sind. Auch der Zusammenhang zwischen diversen Nasenproblemen wird untersucht, zum Beispiel der nasalen Hyperreaktivität, einer Überempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Reizen, sowie der Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer).

Abendliche Probleme mit der Nasenatmung

Viele Menschen leiden gerade abends, wenn sie ins Bett gehen, an Schwierigkeiten mit der Nasenatmung. Vor allem bei Seitenlage fühle sich das untere Nasenloch „zu“ an. Auch dieses Phänomen steht im Zusammenhang mit dem Nasenzyklus, weil durch die Schwerkraft in der Seitenlage die untere Nasenseite durch die Schleimhautanschwellung eingeengt wird. Einige Wissenschaftler vermuten dies auch als den Grund, warum wir uns während des Schlafens oft hin und her wälzen, andere, dass dies der Grund für die wechselseitige Nasenatmung ist.

Nasenzyklus und Geruchssinn


Hängt der Nasenzyklus mit dem Riechen zusammen? Auch diesen Zusammenhang versuchen einige Studien nachzuweisen. Die Theorie: Das An- und Abschwellen der Nasenschleimhaut sei notwendig, um uns ein optimales Riechen zu ermöglichen. Während die Luft das aktive Nasenloch schnell passiert, fließt sie durch das andere Nasenloch langsamer. Da einige Geruchstoffe bei schneller Luftströmung und andere bei einer langsamen besser aufgenommen werden, sorgt die Kombination aus den beiden Strömungsgeschwindigkeiten für die bessere Aufnahmefähigkeit unterschiedlicher Gerüche.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Heetderks, R. (1927): Observations on the reaction of normal nasal mucous membrane. In: Amer J Med Sci 174, S. 231ff.
  • 2Grützenmacher, S. et al. (2005): Long-term rhinoflowmetry: a new method for functional rhinologic diagnostics Am J Rhinol 19, S. 53ff.
  • 3Searleman A. et al. (2005): Nostril dominance: Differences in nasal airflow preferred handedness Laterality, 10 (2), S. 111ff.