Warum popeln wir in der Nase?


Nasenbohren ist eine Angewohnheit, bei der der Finger in die Nase eingeführt wird, um angetrocknetes Nasensekret zu entfernen. Verkrustungen in der Nase können ein Fremdkörpergefühl verursachen und die Nasenatmung erschweren, sodass das Entfernen des Nasenpopels mit dem Finger schnelle Erleichterung bringen kann. Ebenfalls kann starkes Jucken in der Nase ein Grund für Nasenpopeln sein.

Gut zu wissen:

Die meisten Menschen popeln gelegentlich – bewusst oder unbewusst –, wenn es in der Nase kribbelt oder sie verstopft ist. Gesellschaftlich verpönt ist das Nasenbohren in der Öffentlichkeit jedoch noch immer. Das musste nicht zuletzt Bundestrainer Joachim Löw erfahren, der während der Fußall-Weltmeisterschaft 2014 vor laufenden Kameras auf der Trainerbank in der Nase gebohrt hat und anschließend mit Christiano Ronaldo abklatschte.

Nasenpopeln bei Kindern


Vor allem bei Kindern kommt Nasenbohren, ähnlich wie Daumenlutschen, häufig vor und ist kein Grund zur Sorge. Kinder sind sehr neugierig und wollen alles entdecken – das schließt die eigenen Nasenlöcher mit ein. Gefährlich ist das fürs Kind in der Regel aber nicht, auch wenn ein Popel mal im Mund landen sollte. Manchmal kratzen sich Kinder jedoch beim Nasenbohren auf, was zu Nasenbluten führen kann. In diesem Fall sollten Eltern darauf achten, dass ihre Kinder nicht mehr in der Nase popeln, bis die Verletzung verheilt ist.

Zwanghaftes Nasenbohren


Neben gelegentlichem Nasenpopeln aus Langeweile oder um die Nasenlöcher freizumachen, gibt es Menschen, die an zwanghaftem Nasenbohren leiden. Das suchtartige Nasenbohren ist ein Verhalten mit Krankheitswert, dass als Rhinotillexomanie bezeichnet wird.

Rhinotillexomanie setzt sich aus den lateinischen Wörtern

„rhino“ = Nase,
„tillexis“ = die Gewohnheit zu bohren und
„manie“= der Zwang, etwas tun zu müssen

zusammen.

Bisher gibt es noch keinen ausreichenden Forschungsstand zu dem Phänomen des exzessiven Nasenbohrens und keine klare Definition, ab wann das Nasenbohren tatsächlich als krankhaft eingestuft werden kann. In den meisten Fällen beobachten Mediziner eine Verbindung zu anderen Zwangsstörungen, wie zum Beispiel Nägelkauen. Betroffene können diese Angewohnheit nicht mehr selbstständig kontrollieren. Die Nase leidet unter diesem übermäßigen Nasenpopeln, etwa wenn empfindliche Gefäße in der Nase verletzt werden. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Durchbruch (Perforation) der Nasenscheidewand kommen.

Aber auch die Tabuisierung des Nasenbohrens belastet Betroffene zusätzlich und verschlimmert unter Umständen psychische Probleme. Um das zwanghafte Popeln in den Griff zu bekommen, wird Betroffenen meist eine psychotherapeutische Behandlung angeraten.

Grüne, gelbe oder weiße Popel: Farbenfroher Nasenschleim


Klarer Schleim

Grafik eines normalen, klaren Nasenschleims.

Der Schleim besteht aus Wasser, Proteinen und Abwehrzellen. Der Nase geht es gut.

Weißer Schleim

Grafik eines weißen Nasenschleims.

Wenn beispielsweise die Schleimhäute angeschwollen sind, ist der Fluss des Sekrets gehemmt. Dadurch ist weniger Flüssigkeit enthalten, die Nase verstopft und der Schleim wird weiß und klumpt. Eventuell ist eine Erkältung im Anmarsch.

Gelber Schleim

Grafik eines gelben Nasenschleims.

Abwehrzellen, allen voran weiße Blutkörperchen bekämpfen eine Infektion. Nach getaner Arbeit werden sie über die Schleimhäute ausgeschieden. Dadurch entsteht die gelbliche Färbung.

Grüner Schleim

Grafik eines grünen Nasenschleims.

Tote Abwehrzellen und Fremdstoffe werden in Form von zähflüssigem, grünlichem Schleim ausgeschieden. Bleibt er länger bestehen, deutet grüner Schleim auf eine bakterielle Infektion hin.

Roter/lila Schleim

Grafik eines lila/roten Nasenschleims.

Das Gewebe ist verletzt und die Nase blutet. Sie sollten deshalb nichts in die Nase stecken und zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen.

Brauner/schwarzer Schleim

Grafik eines braunen/schwarzen Nasenschleims.

Für braunen Schleim können Blutrückstände verantwortlich sein, wahrscheinlicher sind es aber Schmutzpartikel (Zum Beispiel Asche). Schwarze Popel sind meist die Folge von Drogen- oder Tabakkonsum, seltener die einer Pilzinfektion.

Ist Popel essen gesund oder nicht?


Nasenpopler haben das Problem: wohin mit dem Popel? Kinder schmieren das Nasensekret meist einfach an Kleidung oder Gegenständen ab – oder sie stecken es schnell in den Mund. Das Essen von Popeln wird in der Medizin als Mukophagie bezeichnet.

Ärzte sind sich uneinig, ob Popel essen nun schädlich oder sogar gesund ist.

Einerseits machen Fachleute darauf aufmerksam, dass ohnehin ein Großteil des Nasensekrets über den Nasen-Rachen-Raum hinuntergeschluckt wird. Die Bakterien würden von der Magensäure im Magen vernichtet werden. Einige Forscher kommen in ihren Studien außerdem zu der Ansicht, dass Popel essen das Immunsystem stärken kann. Demnach enthalte das Nasensekret viele gute Bakterien, die uns sowohl vor schädlichen Zahnerkrankungen schützen, als auch Atemwegserkrankungen und Magengeschwüren vorbeugen können.1

Andererseits warnen Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, dass sich auf den Fingern oft viele Keime (wie Staphylokokken) befinden, die beim Nasenbohren in die Nase gelangen und Krankheiten (zum Beispiel Nasennebenhöhlenentzündungen) verursachen können. Um die Nase nachhaltig frei zu bekommen, werden deshalb Nasenduschen, Nasensalben oder Nasenöle empfohlen. Außerdem sollten Sie – wenn dann – nur mit einem Taschentuch über den Fingern popeln. Dadurch schützten Sie sich vor ungesunden Keimen und können den Popel gleich mit dem Taschentuch entsorgen. Ein positiver Nebeneffekt: Sie verzichten auf argwöhnische Blicke Ihres Umfeldes.

Das interessierte andere Leser

Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen