Wie Schnarchen entsteht
Ganz allgemein betrachtet, liegt die Ursache für Schnarchen meist in einer veränderten anatomischen Struktur im Hals-, Mund- oder Rachenbereich. Entweder wird dadurch der Luftstrom bei der Atmung gezwungen, sich geräuschvoll an der Veränderung vorbeizudrücken oder Gewebestrukturen, wie zum Beispiel das Gaumensegel, sind in ihrer Beschaffenheit so weich und locker, dass der Luftzug sie in Schwingung versetzt. Beide Möglichkeiten führen zu den charakteristischen Geräuschen beim Schnarchen.
Ist Schnarchen gefährlich?
Oft ist Schnarchen unbedenklich. Wer leise und gleichmäßig schnarcht – Mediziner bezeichnen diese Form als primäres oder habituelles Schnarchen – braucht sich in der Regel keine Sorgen um seine Gesundheit zu machen.
Sehr intensives und lautes Schnarchen kann jedoch auf eine körperliche Ursache (zum Beispiel starkes Übergewicht) zurückzuführen sein. Es stört nicht nur den Schlaf des Partners, sondern auch den eigenen, da vor allem der für die Erholung so wichtige Tiefschlaf durch die Geräusche gestört wird. Menschen, die dauerhaft Schnarchen, sind deshalb tagsüber häufig müde und gereizt, zudem können sie sich schlecht konzentrieren und erbringen womöglich weniger Leistung als andere Personen.
Doch müssten Schnarcher eigentlich nicht nachts von ihrem eigenen Lärm aufwachen? - Das kommt tatsächlich kaum vor. Der Grund dafür: Selten entwickelt sich starkes Schnarchen von heute auf morgen, meist nimmt es langsam zu. Es wird vermutet, dass sich Betroffene im Schlaf daran gewöhnen. Zwar hören sie das Geräusch noch, jedoch ist das Gehirn in der Lage, das Schnarchen als unbedenklich einzustufen und blendet es daher aus.
Ursachen: Was löst Schnarchen aus?
Schnarchen kann sehr viele Ursachen haben, die teilweise von anatomischen Gegebenheiten oder Lebensgewohnheiten des Betroffenen abhängig sind.
Zu den Ursachen:
Wenn die Ursache für Schnarchen in der Nase liegt
Häufig ist die Nase schuld am nächtlichen Schnarchen. Anatomische Veränderungen in ihrem Innern sorgen dafür, dass der Luftstrom während der Atmung eingeengt wird. Beispiele hierfür sind:
- Nasenscheidewandverkrümmung
- vergrößerte Nasenmuscheln (befinden sich an der seitlichen Wand der Nasenhöhlen)
- Polypen (gutartige Schleimhautwucherungen)
Schwellungen und Verstopfungen der Nase können ebenso Schnarchen verursachen. Denkbare Auslöser dafür sind:
Geräuschentstehung im Mund- und Rachenraum
Nicht nur in der Nase, auch im Mund und Rachen lösen möglicherweise bestimmte Gegebenheiten Schnarchen aus:
- Zunge: Bei manchen Menschen entspannt sich die Zungenmuskulatur im Schlaf stark. Dies lässt den Zungengrund, also das Ende der Zunge, zurück in Richtung Rachen sinken, was den Luftweg teilweise verschließt. Gleiches passiert übrigens, wenn jemand bevorzugt auf dem Rücken schläft.
- Gaumen und Zäpfchen: Das Gaumensegel und das mit ihm verbundene Zäpfchen liegen ganz am Ende der Mundhöhle. Auch diese Strukturen erschlaffen womöglich im Schlaf, sodass sie weit in den Mund-Rachen-Übergang hineinragen. Die vorbeiströmende Luft versetzt Gaumensegel und Zäpfchen in Schwingung, lautstarke Töne sind die Folge.
- Rachenmandeln: Die hinter dem Zäpfchen liegenden Mandeln können (zum Beispiel bei einer Entzündung) krankhaft vergrößert sein und so zu Hindernissen für den Luftweg werden. Das begünstigt wiederum die Entstehung von Schnarchen.
Ursache für Schnarchen: Gewicht, Genussmittel und Medikamente
Wer übergewichtig ist, schnarcht öfter als normalgewichtige Menschen. Denn bei Übergewicht kommt es nicht nur zu Fetteinlagerungen an Bauch, Hüften und Po, sondern auch im Halsbereich. Äußerlich sichtbar ist bei sehr kräftigen Menschen vor allem das Doppelkinn: Schläft derjenige auf dem Rücken, übt es Druck auf die Luftröhre aus und verengt diese.
Alkohol und bestimmte Medikamente, wie Schlaftabletten und Beruhigungsmittel, sorgen für eine entspannte Körpermuskulatur. Die muskulären Strukturen im Mund und Rachenbereich werden davon nicht ausgenommen.
Ebenso gibt es einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Schnarchen. Der Tabakrauch reizt die Schleimhäute im Rachen und lässt sie anschwellen, was die oberen Luftwege einengt.
Alter und Geschlecht beeinflussen die nächtliche Atmung
Fortschreitendes Alter lässt das Gewebe im ganzen Körper schlaffer werden. Das trifft ebenso auf die Wände der Luftwege sowie auf Zäpfchen und Gaumensegel zu. Die schlaffen Strukturen schwingen beim Ein- und Ausatmen mit – das nächtliche Schnarchen entsteht.
Durchschnittlich betrachtet schnarchen Männer häufiger als Frauen.1 Eine konkrete Erklärung hierfür ist nicht bekannt. Vermutlich liegt es daran, dass Männer im Gegensatz zu Frauen häufiger an Übergewicht leiden. Trotzdem gibt es bei Frauen zwei Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit zu schnarchen erhöhen:
- Schwangerschaft: Durch hormonelle Veränderungen wird das Gewebe weicher und dehnbarer – so bereitet sich der Körper auf die anstehende Geburt vor. Das betrifft auch den Mund- und Rachenbereich. Zudem kommt es in der Schwangerschaft vermehrt zu Fett- und Wassereinlagerungen, welche, ähnlich wie beim Übergewicht, den Halsbereich einengen können und somit Schnarchen begünstigen.
- Wechseljahre: Während der Wechseljahre verändert sich der Hormonhaushalt der Frau. Der Östrogenspiegel beispielsweise sinkt, was zu einer Erschlaffung des Gewebes führt.
Gründe für Schnarchen bei Kindern
Wenn Kinder schnarchen, liegt die Ursache meist in einer Wucherung oder Vergrößerung von Gewebestrukturen in den oberen Atemwegen. So können Nasenpolypen und vergrößerte Gaumen- oder Rachenmandeln die Nase oder den Mund- und Rachenraum verkleinern.
Schnarchen: Wann zum Arzt?
Wenn bei Ihnen Beschwerden, wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie Gereiztheit auftreten oder Ihr Partner bemerkt, dass Sie immer wieder extrem laut schnarchen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Zudem liegt bei etwa 10 Prozent aller Schnarcher eine Schlafapnoe vor.1 Bei dieser Krankheit kommt es nachts immer wieder zu kurzen Atemaussetzern, da sich der Rachen von Zeit zu Zeit vollständig verschließt. Damit ein Ersticken verhindert wird, veranlasst das Gehirn des Betroffenen eine Weckreaktion. Eine Schlafapnoe muss durch einen Mediziner behandelt werden, da sonst langfristige Schlafstörungen und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen die Folge sein können.
Schnarchen: Ursachenforschung durch den Arzt
Richtige Ansprechpartner sind Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Die Spezialisten können abklären, weshalb die Atmung im Schlaf behindert wird.
Gut zu wissen
Für den Arztbesuch kann es sinnvoll sein, dass Betroffene nicht alleine zum Termin gehen. Denn für die richtige Diagnose ist nicht nur das Patientengespräch von Bedeutung, sondern auch der Bericht des Lebenspartners, wenn dieser im selben Bett schläft und das Schnarchen deutlich mitbekommt.
Im Anschluss an das Gespräch untersucht der Arzt den Nasen- und Rachenraum auf die anatomischen Gegebenheiten, um die Ursache der lästigen Töne herauszufinden. Lässt sich dadurch kein Schnarch-Auslöser ermitteln, dient ein sogenanntes Polygraphie-Gerät zur weiteren Analyse. Den kleinen Computer nimmt der Patient mit nach Hause, schnallt ihn sich vor dem Schlafen um den Bauch und bringt dazugehörige Sensoren (nach Anleitung durch den Arzt) an verschiedenen Körperstellen an. Bei einer Polygraphie können unter anderem Atem- und Schnarchgeräusche sowie die Sauerstoffversorgung während des Schlafens aufgezeichnet werden.
Als letzte Diagnosemaßnahme gibt es noch die Nacht im Schlaflabor An dieses kann der HNO-Arzt gegebenenfalls überweisen. Hier wird vor allem der Schlafverlauf von sehr müden Patienten mit Verdacht auf Schlafapnoe gemessen, überwacht und ausgewertet.
Was tun gegen Schnarchen? - Behandlung durch den Arzt
Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach der Ursache sowie dem Schweregrad der Erkrankung und müssen individuell durchgeführt werden. Während Sie leichtes Schnarchen in der Regel mit einigen Tipps und Tricks recht gut selbst behandeln können, ist bei einem anatomischen Verschluss der oberen Atemwege, beispielsweise durch Polypen, die Therapie durch einen Mediziner notwendig.
Ärztliche Behandlung im Überblick:
Schnarchen behandeln: Konservative Mittel
Nachdem der Arzt die Ursache für Ihr Schnarchen herausgefunden hat, kann er Ihnen – abhängig vom Auslöser – verschiedene Maßnahmen empfehlen, die Ihnen helfen können. Dazu zählen:
- Nasenpflaster und -spreizer (Nasendilatatoren): Sie werden im Bereich der Nasenflügel angelegt und bewirken eine Öffnung beziehungsweise Stabilisierung des Naseneingangs. Das erleichtert die Atmung im Schlaf.
- Schnarch-Spange: Sie schient den weichen Gaumen, damit dieser während der Atmung nicht mehr vibriert und die Schnarch-Geräusche minimiert werden.
- Biss-Schiene: Ein spezialisierter Zahnarzt fertigt Ihnen eine Schiene an, die den Unterkiefer auch in Rückenposition vorne hält und somit ein Zurückklappen der Zunge beim Schlafen verhindert – so werden die Atemwege freigehalten. Eine Garantie für einen Erfolg gibt es nicht, die Biss-Schiene kann bei gewöhnlichem Schnarchen und leichter Schlafapnoe zum Einsatz kommen.
Sonderfall Überdruckbeatmung
Diese Art der Behandlung erfolgt mithilfe einer über Mund und Nase gestülpten Maske. Über sie wird dem Betroffenen Luft mit leichtem Überdruck zugeführt, der dafür sorgt, dass die Atemwege offenbleiben. Für Menschen, die nur leicht Schnarchen, ist die Methode nicht vorgesehen. Vielmehr bekommen Schlafapnoe-Patienten solch ein Beatmungsgerät verschrieben, damit die nächtlichen Atemaussetzer verhindert werden. Überdruckbeatmungen sind in der Regel sehr effektiv – vorausgesetzt, die Patienten finden trotz der Maske einen erholsamen Schlaf.
Schnarchen behandeln: Operative Methoden
Sind anatomische Hindernisse wie Nasenpolypen und erschlafftes Gewebe im Mund- und Rachenbereich Ursache von starkem Schnarchen oder einer Schlafapnoe, sind operative Behandlungsmethoden eine Option. Hierbei beseitigt der Mediziner die Behinderungen der Luftwege und strafft erschlafftes Gewebe. Viele der Eingriffe erfolgen ambulant, ein Krankenhausaufenthalt ist also nicht zwingend nötig.
Folgende Operationen können unter anderem vorgenommen werden:
- Nase: Eine Korrektur der krummen Nasenscheidewand, Entfernung von gutartigen Schleimhautwucherungen (Polypen) oder die Verkleinerung von voluminösen Nasenmuscheln sind denkbar.
- Gaumensegel und Zäpfchen: Wenn das Gaumensegel während der Atmung vibriert und so die lästigen Geräusche verursacht, kann dieses gestrafft oder verkleinert werden. Hier greifen Ärzte beispielsweise auf das RFITT-Verfahren (radiofrequenzinduzierte Thermotherapie) zurück. Unter örtlicher Betäubung werden die störenden Strukturen durch Radiofrequenzwellen erhitzt und somit geschrumpft. Zudem kann der Spezialist mittels Lasertechnik ein vergrößertes oder schlaffes Zäpfchen verkleinern.
- Zunge: Äußerst selten ist es nötig, mit einem Laser ein Stück des hinteren Teils der Zunge zu entfernen (Glossektomie), wenn diese während der Schlafphase die Atmung stark behindert.
- Kiefer: Rutscht der Unterkiefer im Schlaf nach hinten und schiebt so auch die Zunge in Richtung Rachen, kann unter Umständen der Kiefer operativ mit Hilfe einer Spaltung nach vorne verlegt werden. Diese Methode ist sehr radikal und kommt nur in Frage, wenn prothetische Maßnahmen wie die Biss-Schiene keine Wirkung zeigen.
Wie bei allen chirurgischen Eingriffen, kann es während und nach der Operation zu Komplikationen, zum Beispiel Blutungen, kommen. Zudem ist es nicht auszuschließen, dass bei Manipulationen im Bereich des Gaumens oder der Zunge im Nachgang Schluckbeschwerden und Sprachveränderungen auftreten.
Genauso gibt es keine Erfolgsgarantie: In manchen Fällen werden die Geräusche einfach nur leiser, das Schnarchen verschwindet jedoch nicht vollständig. Lassen Sie sich in Bezug auf mögliche Eingriffe ausführlich von Ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt beraten.
Tipps gegen Schnarchen
In vielen leichten Fällen ist eine Behandlung durch den Arzt nicht zwingend notwendig. Es gibt etliche Methoden, die Sie selbst umsetzen und mit deren Hilfe Sie die nächtlichen Geräusche zumindest auf ein erträgliches Maß reduzieren können. Dazu zählen folgende Tipps:
- Übergewicht reduzieren: Falls Sie übergewichtig sein sollten, ist eine wirksame Methode die Gewichtsreduktion. So verschwinden die Fetteinlagerungen im Halsbereich, die das Schnarchen fördern. Eine Umstellung der Ernährung mit viel frischer Kost und regelmäßige Bewegung sind das A und O, um die überflüssigen Pfunde loszuwerden. Ein Ernährungsberater kann Sie dabei beispielsweise unterstützen.
- Verzicht auf Zigaretten, Alkohol und Medikamente: Trinken Sie in den Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol und verzichten Sie, wenn möglich, auf Beruhigungs- und Schlafmittel. Auch das Rauchen sollten Betroffene unterlassen.
- In Seitenlage schlafen: Schlafen Sie nicht auf dem Rücken, das führt zu einem Zurückrutschen der Zunge, was die Atmung blockiert. Ein eingenähter Tennisball im Rückenteil Ihres Schlafanzuges zwingt Sie im Schlaf, sich wieder auf die Seite zu drehen. Falls Sie in der Seitenlage gar keine Ruhe finden, können die Schnarch-Geräusche minimiert werden, indem Sie zumindest mit erhöhtem Oberkörper schlafen. Legen Sie sich hierfür einen speziellen Schaumstoffkeil oder ein zweites Kissen unter den Rücken.
- Für eine gute Schlafqualität sorgen: Achten Sie darauf, in Ihrem Schlafzimmer wirklich zur Ruhe zu kommen. Störfaktoren wie Lärm oder Licht beeinträchtigen die Schlafqualität und können ebenso Ursache für das Schnarchen sein. Im Idealfall ist Ihr Schlafzimmer kühl, dunkel und ruhig. Zudem ist es ratsam, täglich etwa zur gleichen Zeit schlafen zu gehen und – sofern möglich – keine Sorgen mit ins Bett zu nehmen.
- Allergene verbannen: Manche Stoffe lassen die Nasenschleimhaut von Allergikern anschwellen. Achten Sie deshalb auf Sauberkeit in Ihrem Schlafzimmer: Dazu gehört regelmäßiges Saugen genauso wie gründliches Lüften vor dem Zubettgehen. Entfernen Sie auch Pflanzen aus Ihrem Schlafzimmer, sie können potentielle Allergene absondern. Falls Sie häufig unter einer verstopften Nase leiden und sich nicht sicher sind, ob Sie eine Allergie haben, kann ein Test beim Facharzt Aufschluss bringen.
Gut zu wissen
Zur Selbstbehandlung werden vor allem im Internet unzählige, teilweise teure Mittel gegen Schnarchen angeboten, deren Wirksamkeit allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen ist. Dazu zählen etwa Schnarch-Schnuller, Schnarch-Sprays und Schnarch-Lutschtabletten. Bevor Sie sich in Eigenregie ein unter Umständen kostspieliges Hilfsmittel anschaffen, sollten Sie lieber das Für und Wider mit Ihrem Arzt abwägen.